der Ginkgobaum
the ginkgo tree
銀杏  Yín Xìng
イチョウ ichô

Der Ginkgo-Baum ist ein Überlebenskünstler. Seine Existenz wird auf über 250 Millionen Jahre geschätzt, er überlebte den Atomangriff auf Hiroshima und Nagasaki, war dort der erste Baum, der kaum deformiert wieder ausschlug, und gilt wegen seiner unvergleichlichen Lebenskraft als Hoffungsträger.

Der Ginkgo biloba ist aber auch eine Heilpflanze, denn der gewonnene Extrakt seiner Blätter wird u.a. zur Behandlung von Durchblutungsstörungen (Phytotherapie) genutzt.

 

Ginkgotree at the Tsutsuga temple, Hiroshima, Japan

The ginkgo biloba tree (often called >maiden hair tree<) is also known as the ”living fossil”. It is a master in the art of surviving and is considered to be more than 250 million years old. The ginkgo tree survived the nuclear bombing of Hiroshima and Nagasaki and was the first tree there that started to bud almost without any deformations. It is regarded as a ”bearer of hope” because of its incomparable vitality. The ginkgo biloba is a medicinal plant. Leaf extract is used for the treatment of circulatory disturbances (Phytotherapy).


Ginkgobaum am  Tsutsuga-Schrein in Hiroshima, Japan.
Dieser Baum ist ca. 1.190 Jahre alt!
[Foto: A. und K. Kato, Fuerth]


left: Ginkgotree at the Tsutsuga temple, Hiroshima, Japan.
This tree is 1,183 years old!
[Photo: A. and K. Kato, Fuerth]

     
 Zurück zu den Ursprüngen

Ginkgo biloba, so der wissenschaftliche Name, stammt aus dem ostasiatischen Raum. Die ersten Nachrichten über diesen einzigartigen Baum, der auch im Vergleich zu anderen asiatischen Hölzern völlig aus dem üblichen Rahmen fällt, brachte im 17. Jahrhundert der deutsche Arzt und Botaniker Engelbert Kaempfer von einer seiner Ostasien-Reisen nach Mitteleuropa. Aus Kaempfers Notizen ging hervor, dass dieser Baum den japanischen Namen Ginkyo (= Silberaprikose) erhalten sollte; durch einen Druckfehler wurde Ginkgo daraus. 

Trotz seines japanischen Namens hat der Ginkgo nicht in Japan seinen Ursprung, er wird dort jedoch, wie in vielen anderen Regionen Ostasiens, schon seit langem als Tempelbaum mit Symbolwert außerordentlich geschätzt. Vor allem im Bereich von Heiligtümern und Kultstätten finden sich in Ostasien auch heute noch viele, oft stattliche Exemplare.

     
  Ginkgotree at the White House, Washington, D.C., U.S.A.

Ginkgotree at The White House, Washington, D.C., U.S.A.
[Foto: W.W.Kruener]
 

 

Ginkgo - ein Fossil lebt 

Die Heimat des Ginkgo ist unbekannt. Versteinerungen lassen darauf schließen, dass er vor der Eiszeit auch in Europa zu finden war. In China fand er seine "ökologische Nische". Aus chinesischen Quellen geht hervor, dass der Ginkgo etwa im 11. Jahrhundert im Tal des Jangtse entdeckt wurde.

Um 1730 gelangte der Ginkgo nach Europa, zunächst in die Niederlande. Im Botanischen Garten von Utrecht wurden die ersten Kulturversuche durch Aussaat unternommen. Im Jahre 1785 wurde ein Ginkgo am Eingang des Botanischen Gartens von Leiden in Holland gepflanzt, der sich bis heute zu einem Prachtstück entwickelt hat. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts gewann der Ginkgo wegen seiner ungewöhnlichen Blattform, aber auch wegen seiner einfachen Kultivierbarkeit zunehmend an Beliebtheit.

 
Ginkgoleaves
typische, zweilappige Blattform

An einem Ginkgo fällt vor allem die ungewöhnliche Blattform auf.
Im Umriss ist das Blatt dreieckig-fächerförmig. An der Vorderkante sind die Fächerblätter gewellt oder gebuchtet oder auch tiefer eingeschnitten, so dass das Blatt zweilappig erscheint. Daher hat der Ginkgo den Artnamen "biloba" (=zweilappig) erhalten. Im Ginkgo-Blatt ist weder ein klarer Hauptnerv noch eine Aufteilung in das feine Maschenwerk zu erkennen, wie es sich sonst in Blättern von Laubbäumen entwickelt. Vielmehr ziehen aus dem Blattstiel zwei gleich starke Blattnerven, die sich wiederum mehrfach gabelförmig weiter aufgliedern, in die Fächerblattspreite. Dadurch entsteht ein sehr prägnantes, eigenartiges Muster. Die Ginkgo-Blätter können als einfach organisierte Laubblätter bezeichnet werden. Sie werden im Herbst abgeworfen.

 

Der Ginkgo kann als Pflanzenart nicht nur auf eine lückenlose, ganze Erdzeitalter überbrückende Ahnengalerie zurückblicken, er erreicht auch als Individuum ein beträchtliches Alter. Die ältesten in Europa vorhandenen Exemplare sind nunmehr über 200 Jahre alt und zeigen keinerlei Anzeichen von Altersschwäche. In Japan finden sich Einzelstücke mit Stammdurchmessern von über 5 Meter, für die man ein Alter von ca. 4000 Jahren bestimmt hat. Damit haben diese Ginkgo-Bäume den gesamten kulturellen Aufstieg der Menschheit seit der jüngsten Steinzeit erlebt.
 

chinesischer Ginkgo-Bonsai
 


 

Chinesischer Ginkgo-Bonsai.
Dieser Baum ist ca.
200 Jahre alt
[Foto: Axel Schoene, Muelheim a. d. Ruhr]

Ginkgobaum am Mishima-Schrein in Ehime, Japan.
Dieser Baum ist ca. 1.200 Jahre alt.
[Foto: A. und K. Kato, Fuerth]


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Ginkgo an den Niagara Fällen,
Kanada
Niagara-On-The-Lake,
Kanada
Ginkgo an den Niagara Fällen,
Kanada
St. Catherin's Street,
Montreal, Kanada

Exotisch in mancher Beziehung

Der Ginkgo kann als Pflanzenart nicht nur auf eine lückenlose, ganze Erdzeitalter überbrückende Ahnengalerie zurückblicken, er erreicht auch als Individuum ein beträchtliches Alter. Die ältesten in Europa vorhandenen Exemplare sind nunmehr über 200 Jahre alt und zeigen keinerlei Anzeichen von Altersschwäche. In Japan finden sich Einzelstücke mit Stammdurchmessern von über 5 Meter, für die man ein Alter von ca. 4000 Jahren bestimmt hat. Damit haben diese Ginkgo-Bäume den gesamten kulturellen Aufstieg der Menschheit seit der jüngsten Steinzeit erlebt. 

Inzwischen ist der Ginkgo in vielen Ländern der Erde ein beliebter Zierbaum geworden. Nicht zuletzt wegen seines robusten Bauprinzips und seiner Widerstandskraft gegen jede Art von Schädlingen. Er ist immun gegen Umweltgifte und gedeiht sogar in den Innenstadtbereichen der Großstädte, so auf der Fifth Avenue in New York oder auf dem Berliner Kurfürstendamm. 

Etliche Besonderheiten weist der Ginkgo im Bereich seiner Fortpflanzung auf. Er ist, ähnlich wie z.B. Birke oder Haselnuss, zweihäusig, d. h. es gibt männliche und weibliche Bäume. Die Samenanlage der weiblichen Ginkgo-Bäume mit ihrem sattgelben Samenmantel (daher auch der Name "Silberaprikose") wird fälschlicherweise als Frucht bezeichnet, was sie botanisch aber nicht ist. Im gelben Samenmantel sind verschiedene freie Fettsäuren (z.B. Buttersäure) enthalten, die beim Zerfall des Samenfleisches freigesetzt werden und einen ranzigen Geruch verströmen. Wegen dieser im Herbst auftretenden Duftwolke sind weibliche Exemplare des Ginkgo-Baumes als Zierbäume weniger gefragt. Da die Bäume frühestens im Alter von 25-30 Jahren blühen, lassen sie sich erst dann sicher unterscheiden. Der sehr stärkereiche Samenkern, auch Ginkgo-Nuss genannt, ist sowohl roh als auch in gerösteter Form sehr schmackhaft und ein beliebter Bestandteil der südostasiatischen Küche.



 

Vom Ginkgo-Blatt zum pflanzlichen Arzneimittel 

Trotz seiner essbaren Samenkerne, die im fernen Osten etwa so verwendet werden wie im Mittelmeerraum die Pistazien, hatte der Ginkgo in der Vergangenheit keine allzu große Bedeutung als Nutzpflanze. In den letzten 30 Jahren jedoch hat der Ginkgo eine neue Wertschätzung erfahren, seit man die besonderen arzneilichen Eigenschaften seiner Inhaltsstoffe entdeckt hat. Heute weiß man, dass insbesondere in den Blättern des Ginkgo-Baumes Stoffe enthalten sind, die in keiner anderen Pflanze vorkommen. Jahrmillionen hatte der Ginkgo-Baum Zeit diese zu entwickeln. Tragen sie vielleicht dazu bei, den Baum zu befähigen uralt zu werden und den Unbilden der Zeit zu widerstehen? Wir wissen es nicht. Aber ist es angesichts der erstaunlichen Geschichte dieses Baumes, seiner Überlebenskraft und Robustheit nicht dennoch bemerkenswert, dass die aus den Blättern gewonnenen Arzneistoffe Wirkungen bezüglich der Fließeigenschaften des Blutes sowie der Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen besitzen und die Gewebszellen vor schädigenden Einflüssen des Sauerstoffmangels schützen? Faszinierend und wissenschaftlich interessant ist es allemal, dass gerade dieser überlebenskräftige "altehrwürdige" Baum das Ausgangsmaterial für Arzneimittel vorwiegend gegen altersbedingte Erkrankungen liefert.

Auf einer seiner zahlreichen Arzneipflanzen- Expeditionen quer durch alle Kontinente ist der ehemalige Firmenchef Dr. Willmar Schwabe (1907-1983), Arzt und Botaniker aus Leidenschaft, auf den Ginkgo-Baum bzw. dessen auch arzneilich interessante Blätter aufmerksam geworden. Von da an bedurfte es jedoch noch einer langen und mühevollen Entwicklungsarbeit, bis der in Tebonin forte enthaltene Spezialextrakt aus Ginkgo-Blättern die firmeninternen anspruchsvollen Qualitätsvorgaben erfüllen konnte und in die "Therapiefreiheit" entlassen wurde. 

Apropos Qualität: Das Besondere bei pflanzlichen Wirkstoffen in Form von Pflanzenextrakten ist, dass sich aus ein und derselben Pflanze sehr unterschiedliche Extrakte mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen herstellen lassen. Entscheidend ist zunächst, welcher Pflanzenteil Verwendung findet. Früchte können z.B. ganz andere Inhaltsstoffe enthalten als Wurzeln oder Blätter. Weiter kommt es auf das Lösungsmittel an. Die Extraktion eines bestimmten Pflanzenteils mit einem Lösungsmittel (z.B. Alkohol/Wasser) führt zu einem Gesamtextrakt. Wird dieser durch Reinigungsschritte weiterbehandelt, d.h. durch Eliminierung bestimmter unerwünschter Bestandteile oder Konzentrierung erwünschter wirksamkeitsrelevanter lnhaltsstoffe, dann resultieren daraus unterschiedlich zusammengesetzte Spezialextrakte. Das Charakteristikum eines Spezialextraktes ist, dass auf die "innere Zusammensetzung" des Extraktes in gezielter Weise Einfluss genommen wird, um Wirkung, Wirksamkeit aber auch Verträglichkeit zu optimieren. 

Der in Tebonin forte enthaltene hochentwickelte und konzentrierte Ginkgo-Spezialextrakt EGb 761 erfordert bei der Herstellung besondere Technologien und zahlreiche Kontrollen. Seine Zusammensetzung und Qualität wird unmittelbar von der strikten Einhaltung der ca. 20 Verfahrensschritte und deren Reihenfolge bestimmt. Da in Abhängigkeit vom Herstellungsverfahren aus Ginkgo-Blättern unterschiedliche Extraktqualitäten gewonnen werden können folgt, dass jeder nach einem bestimmten Verfahren hergestellte Extrakt hinsichtlich Wirkung, Wirksamkeit und Verträglichkeit für sich zu bewerten ist. In diesem Sinne bleibt ein Anspruch für Tebonin forte dauerhaft: Es ist das Original und wurde entwickelt von einem der führenden Hersteller hochwertiger pflanzlicher Arzneimittel.

 

Ginkgo-biloba-Spezialextrakt in der Medizin 

Ginkgo-Spezialextrakt ist seit Jahren fester Bestandteil der Medizin. Über die Zweckmäßigkeit seines Einsatzes bei bestimmten Erkrankungen, die der Selbsterkennung und Selbstbehandlung nicht zugänglich sind, kann nur der/die Arzt/Ärztin befinden. Im Rahmen einer verantwortungsvollen Selbstbehandlung kann Ginkgo-Spezialextrakt / Tebonin forte angewendet werden gegen Beschwerden bei altersbedingter Arteriosklerose, die sich u.a. äußern in nachlassender geistiger Leistungsfähigkeit, Nachlassen des Merk- und Konzentrationsvermögens, Schwindel, Ohrgeräuschen, Kopfschmerzen und Schmerzen beim Gehen. Vor einer Selbstbehandlung empfiehlt es sich jedoch, grundsätzlich abklären zu lassen, ob die Beschwerden nicht auf einer ärztlich zu behandelnden Erkrankung beruhen. Tebonin forte verbessert z.B. die Fließeigenschaften des Blutes und erhöht die Strömungsgeschwindigkeit, besonders im Bereich kleiner und kleinster Blutgefäße. Sowohl im Gehirn als auch an Armen und Beinen kommt es zu einer besseren Versorgung des Gewebes mit Nährstoffen und Sauerstoff sowie wichtigen Energiestoffen, die Gewebszellen werden vor schädigenden Einflüssen des Sauerstoffmangels geschützt.

Text: DR. WILLMAR SCHWABE, Karlsruhe

 

  Medikamente mit Ginkgo-Wirkstoff:
  • Duogink 3000 Dragees
  • Gingiloba Filmtabletten
  • Gingiloba Lösung
  • Gingium® Filmtabletten
  • Gingium® Lösung
  • Gingobeta® 40 Filmtabletten
  • Gingobeta® Tropfen
  • Gingopret® Filmtabletten
  • Gingopret® Lösung
  • ginkgo 40 von ct Filmtabletten
  • Ginkgo 405 Duopharm Dragees
  • Ginkgo Heumann Filmtabletten
  • Ginkgo Heumann Tropfen
  • Ginkgo Stada® Tropfen, Lösung
  • Ginkgo Stada®, Filmtabletten
  • ginkgo von ct Tropfen
  • Ginkgo-Dragees
  • Ginkgo-ISIS® 50 mg Filmtabletten
  • Ginkgo-ISIS® Tropfen
  • Ginkobil® ratiopharm Tropfen
  • Ginkobil®-N ratiopharm Filmtabletten
  • Ginkodilat® Filmtabletten
  • Ginkodilat® Tropfen
  • Ginkopur® Filmtabletten
  • Ginkopur® Tropfen
  • Isoginkgo® Filmtabletten
  • Kaveri® 40 Tropfen
  • Kaveri® 50 Filmtabletten
  • Perivar® / -Forte Filmtabletten
  • Rökan® 40 mg Filmtabletten
  • Rökan® Novo 120 mg Filmtabletten
  • Rökan® Plus 80 mg Filmtabletten
  • Rökan® Tropfen 40 mg, Lösung
  • SE Ginkgo Filmtabletten
  • SX Ginkgo Filmtabletten
  • Tebonin® forte 40 mg Filmtabletten
  • Tebonin® forte 40 mg Lösung
  • Tebonin® intens 120 mg Filmtabletten
  • Tebonin® spezial 80 mg Filmtabletten
  • Veno-Tebonin-N Filmtabletten



 

For there is hope of a tree; if it is cut down, it will come to life again, and its branches will not come to an end. Though its root may be old in the earth, and its cut-off end may be dead in the dust; Still, at the smell of water, it will make buds, and put out branches like a young plant.

The Bible, The Book Of Job, Chapter 14; 7-9

Denn für den Baum gibt es Hoffnung. Wird er abgehauen, so schlägt er wieder aus, und seine Triebe bleiben nicht aus. Wenn seine Wurzel [auch] in der Erde altert und sein Stumpf im Staub abstirbt - vom Duft des Wassers sprosst er wieder und treibt Zweige wie ein Pflänzling.
 

Bäume
von Hermann Hesse (1877 – 1962)

Bäume sind für mich immer die eindringlichsten Prediger gewesen. Ich verehre sie, wenn sie in Völkern und Familien leben, in Wäldern und Hainen. Und noch mehr verehre ich sie, wenn sie einzeln stehen. Sie sind wie Einsame. Nicht wie Einsiedler, welche aus irgendeiner Schwäche sich davongestohlen haben, sondern wie große, vereinsamte Menschen, wie Beethoven und Nietzsche. In ihren Wipfeln rauscht die Welt, ihre Wurzeln ruhen im Unendlichen; allein sie verlieren sich nicht darin, sondern erstreben mit aller Kraft ihres Lebens nur das Eine: ihr eigenes, in ihnen wohnendes Gesetz zu erfüllen, ihre eigene Gestalt auszubauen, sich selbst darzustellen. Nichts ist heiliger, nichts ist vorbildlicher als ein schöner, starker Baum.

Wenn ein Baum umgesägt worden ist und seine nackte Todeswunde der Sonne zeigt, dann kann man auf der lichten Scheibe seines Stumpfes und Grabmals seine ganze Geschichte lesen: in den Jahresringen und Verwachsungen steht aller Kampf, alles Leid, alle Krankheit, alles Glück und Gedeihen treu geschrieben, schmale Jahre und üppige Jahre, überstandene Angriffe, überdauerte Ströme. Und jeder Bauernjunge weiß, dass das härteste und edelste Holz die engsten Ringe hat, dass hoch auf Bergen und in immerwährender Gefahr die unzerstörbarsten, kraftvollsten, vorbildlichsten Stämme wachsen.

Bäume sind Heiligtümer. Wer mit ihnen zu sprechen, wer ihnen zuzuhören weiß, der erfährt die Wahrheit. Sie predigen nicht Lehren und Rezepte, sie predigen, um das Einzelne unbekümmert, das Urgesetz des Lebens.

Ein Baum spricht: In mir ist ein Kern, ein Funke, ein Gedanke verborgen, ich bin Leben vom ewigen Leben. Einmalig ist der Versuch und Wurf, den die ewige Mutter mit mir gewagt hat, einmalig ist meine Gestalt und das Geäder meiner Haut, einmalig das kleinste Blätterspiel meines Wipfels und die kleinste Narbe meiner Ringe. Mein Amt ist, im ausgeprägten Einmaligen das Ewige zu gestalten und zu zeigen.

Ein Baum spricht: Meine Kraft ist das Vertrauen. Ich weiß nichts von meinen Vätern, ich weiß nichts von den tausend Kindern, die in jedem Jahr aus mir entstehen. Ich lebe das Geheimnis meines Samens zu Ende, nichts anderes ist meine Sorge. Ich vertraue, dass Gott in mir ist. Ich vertraue, dass meine Aufgabe heilig ist. Aus diesem Vertrauen lebe ich.

Wenn wir traurig sind und das Leben nicht mehr gut ertragen können, dann kann ein Baum zu uns sprechen: Sei still! Sei still! Sieh mich an! Leben ist nicht leicht, Leben ist nicht schwer. Das sind Kindergedanken. Lass Gott in dir reden, so schweigen sie. Du bangst, weil dich dein Weg von der Mutter und Heimat wegführt. Aber jeder Schritt und Tag führt dich neu der Mutter entgegen. Heimat ist nicht da oder dort. Heimat ist in dir drinnen, oder nirgends.

Wandersehnsucht reißt mir am Herzen, wenn ich Bäume höre, die abends im Wind rauschen. Hört man still und lange zu, so zeigt auch die Wandersehnsucht ihren Kern und Sinn. Sie ist nicht Fortlaufenwollen vor dem Leide, wie es schien. Sie ist Sehnsucht nach Heimat, nach Gedächtnis der Mutter, nach neuen Gleichnissen des Lebens. Sie führt nach Hause. Jeder Weg führt nach Hause, jeder Schritt ist Geburt, jeder Schritt ist Tod, jedes Grab ist Mutter.

So rauscht der Baum im Abend, wenn wir Angst vor unseren eigenen Kindergedanken haben. Bäume haben lange Gedanken, langatmige und ruhige, wie sie ein längeres Leben haben als wir. Sie sind weiser als wir, solange wir nicht auf sie hören. Aber wenn wir gelernt haben, die Bäume anzuhören, dann gewinnt gerade die Kürze und Schnelligkeit und Kinderhast unserer Gedanken eine Freudigkeit ohnegleichen. Wer gelernt hat, Bäumen zuzuhören, begehrt nicht mehr ein Baum zu sein. Er begehrt nichts zu sein, als was er ist. Das ist Heimat. Das ist Glück.



 

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